»ifs-Begegnung« zu »Der vermessene Mensch«
mit Regisseur Lars Kraume und Szenenbildner Sebastian Soukup
Mittwoch, 29. Mai 2024 | 19 Uhr
Eintritt frei | Veranstaltung in deutscher Sprache
Filmforum NRW | Kino im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1 | 50667 Köln
Auf der Leinwand:
»Der vermessene Mensch«
(D 2023, Drehbuch/Regie: Lars Kraume, Produktion: Thomas Kufus, Szenenbild: Sebastian Soukup, 116 Min., FSK: 12, gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW)
Content Note:
- Rassistische Gewalt
- (Re-)Traumatisierung
Podiumsdiskussion:
»What you don’t want to see – Matters of perspectives or Eurocentric blinders«
Gäste: Regisseur Lars Kraume, Szenenbildner und ifs-Prof. Sebastian Soukup
Moderation: Dorothee Wenner (freie Filmkuratorin – u. a. Berlinale/Panorama - , Filmemacherin)
Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts. Als eine Delegation von Herero und Nama aus "Deutsch-Südwestafrika" nach Berlin reist, lernt der Ethnologie-Doktorand Alexander Hoffmann die Dolmetscherin der Gruppe, Kezia Kambazembi, kennen. Er entwickelt ein intensives Interesse an den Herero und Nama – und widerspricht nach den Begegnungen mit ihnen der gängigen evolutionistischen Rassentheorie. Kurz darauf führt der Aufstand der Herero und Nama in der Kolonie zum Krieg mit den deutschen Besatzern. Hoffmann reist im Schutz der kaiserlichen Armee durch das Land und sammelt für das Völkerkundemuseum zurückgelassene Artefakte. Vor Ort erlebt er, wie deutsche Soldaten mit unmenschlicher Härte den Vernichtungsbefehl ausführen. Doch auch der Ethnologe überschreitet zunehmend moralische Grenzen ...
»Der vermessene Mensch« ist der erste deutsche Kinofilm über die schockierenden Kolonialverbrechen in Namibia, die aus dem kollektiven Gedächtnis der Deutschen verdrängt wurden. Gedreht an originalen Schauplätzen und entstanden in enger Kooperation mit namibischen Künstler*innen, bietet der Film nicht nur eine Auseinandersetzung mit sozialer Verantwortung und der Wirkungsmacht des Mediums Film, sondern stellt fundamentale Fragen zu eurozentrischen Sichtweisen auf die Welt.
Der Regisseur und Autor Lars Kraume wurde für seine Filme vielfach ausgezeichnet. Mit »Der Staat gegen Fritz Bauer« gewann er 2016 den Deutschen Filmpreis in sechs Kategorien (u. a. Bester Film und Beste Regie). Für »Das schweigende Klassenzimmer« erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke.
Sebastian Soukup hat im Mai 2023 die Professur für Szenenbild an der ifs übernommen. Er arbeitet als Production Designer und Art Director für deutsche und internationale Spielfilmproduktionen mit Regisseur*innen wie Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Jordan Scott und Julie Delpy, Larry Charles und Christoph Schlingensief. Sowohl für sein Szenenbild von »Der vermessene Mensch« als auch von »Narziss und Goldmund« war er für den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bestes Szenenbild nominiert.
Anschließend diskutieren Lars Kraume und Sebastian Soukup die Genese des Films bis hin zu seiner Rezeption. Thematisiert wird dabei die Brisanz der Aufarbeitung der leidvollen Geschichte an Originalschauplätzen in direkter Zusammenarbeit mit den Nachfahren der indigenen Nama und Herero in Namibia. Eine Perspektive, die mit bestürzenden wie auch hoffnungsvollen Eindrücken die Rezeption des Films kritisch bereichert.
Wie kann dazu beigetragen werden, überkommene Muster westlicher Sehgewohnheiten abzulösen? Welchen Beitrag kann und muss die visuelle Kultur leisten, um die – angesichts Europas immer noch kollektiv verdrängter brutaler Eroberungsgeschichte – gescheiterte Philosophie der Aufklärung zu reanimieren?
Eine Veranstaltung der ifs Internationale Filmschule Köln im Rahmen des Filmforums NRW e.V.