»ifs-Begegnung« mit »Der Geist des Bienenstocks« und ifs-Professorin Dr. Bettina Henzler
Mittwoch, 30. Oktober 2024 | 19 Uhr
Eintritt frei
Filmforum NRW | Kino im Museum Ludwig
Bischofsgartenstr. 1 | 50667 Köln
Auf der Leinwand:
»Der Geist des Bienenstocks«
(El espíritu de la colmena, Spielfilm, ES 1973, 94 Min; Regie: Victor Erice)
Mit einer Einführung von ifs-Professorin Dr. Bettina Henzler
Die 8-jährige Ana besucht im Wanderkino James Whales »Frankenstein«. Sie ist von dieser Begegnung so beeindruckt, dass sie das Monster in ihrer Lebenswelt, einem kastilischen Dorf der 1940er Jahre, sucht. Die Figur der Ana, die mit den verdrängten Traumata der spanischen Geschichte konfrontiert ist, ohne sie zu verstehen, wurde eine Ikone des spanischen Kinos. Sie zog eine Reihe weiterer Filme wie Carlos Sauras »Züchte Raben« (1976) oder Guillermo del Toros »Pans Labyrinth« (2006) nach sich, die Bürgerkrieg und Franco-Diktatur über den Blick von Kindern verarbeiten. »Der Geist des Bienenstocks« ist aber auch ein herausragendes Beispiel für die Filme der europäischen Moderne, die Kinder als Kinogänger*innen zeigen, um die biografische Wirkung des Films und die Rolle des Kinos in der Kindheit zu veranschaulichen.
Wie stellen Filme Kinder und Kindheit dar? Wie vermitteln sie die Kindheitserfahrungen oder erinnern an Kindheit? Wie gestalten sich Dreharbeiten mit Kindern? Diesen Fragen widmet sich Bettina Henzler in ihrem Forschungsprojekt zu Filmästhetik und Kindheit. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Kino der Moderne, in dem Kinderfiguren oftmals Anlass für ein Experimentieren mit filmischen Formen sind. Denn die Darstellung der Bewegung, der Wahrnehmung oder des Spiels von Kindern ermöglicht einen anderen Blick auf die Wirklichkeit. Am Beispiel des spanischen Films »Der Geist des Bienenstocks« wird Bettina Henzler in diese Thematik einführen.
„Die Begegnung mit dem Unheimlichen“, so Bettina Henzler, „findet in »Der Geist des Bienenstocks« nicht nur auf der Ebene der Handlung statt, sie prägt die Ästhetik des Films, dessen Realismus subtil von Horrorelementen unterwandert wird: Wie das Kind wird der Film selbst von Frankensteins Monster heimgesucht. Wie das Kind erfahren die Zuschauer*innen die filmische Welt als unheimlich. Schließlich kann der Film auch als Ausdruck von Kindheitserinnerungen verstanden werden, von der Erinnerung an prägende Kinoerfahrungen im Franco-Regime, als das klassische Hollywoodkino ein Fenster zur Welt bot.“
Bettina Henzler, Dr. habil., ist seit 2023 Professorin für Filmwissenschaft an der ifs Internationale Filmschule Köln. Sie forscht zum Zusammenhang von Filmästhetik und -praxis, mit Schwerpunkt auf Filmbildung, Kindheit und Film sowie Schauspielarbeit. Darüber hinaus ist sie in der Filmbildung aktiv. Monografien: Filmästhetik und Vermittlung (2013), Filmische Kindheitsfiguren (2022). Website: www.film-und-kindheit.de
Eine Veranstaltung der ifs Internationale Filmschule Köln im Rahmen des Filmforums NRW e.V.