Am 09.06. findet wieder das Gedenk- und Kulturfest Birlikte in Köln-Mülheim statt. Anlass des Kulturfestes, das 2014 ins Leben gerufen wurde, ist der 20. Jahrestag des rechtsterroristischen Nagelbombenanschlags in der Keupstraße in Köln-Mülheim. Auf der Keupstraße, in ihren Häusern und der Umgebung werden Räume der Erinnerung, des Austauschs und des Beisammenseins geöffnet und es gibt ein umfangreiches Bühnenprogramm.
Im Kino der ifs wird um 11 Uhr der Dokumentarfilm »Der Kuaför aus der Keupstraße« (D 2015, 92 Min., Regie: Andreas Maus, Kamera: ifs-Prof. Hajo Schomerus, Produktion. Coin Film) gezeigt. Der Film rekonstruiert nicht nur die Geschichte des Anschlags und seiner blinden „Nicht-Aufklärung“, sondern gibt jenen eine Stimme, die lange niemand hören wollte – den Opfern. Das Screening findet in Kooperation mit der Initiative Keupstraße ist überall statt.
Zum Film:
Am 9. Juni 2004 explodierte eine Nagelbombe vor dem Geschäft des Friseurs Özcan Yildirim in der Keupstraße in Köln. Schnell wird er in den Augen der ermittelnden Behörden zum potentiellen Täter. Er wird kriminalisiert – und mit ihm eine ganze Straße, eine Gemeinschaft mit Migrationshintergrund. Erst sieben Jahre später werden die wahren Täter enttarnt, die Rechtsterroristen des selbsternannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU).
Die Ermittlungen gegen die Opfer werden eingestellt, aber es haben sich tausende Seiten Ermittlungsakten angehäuft, die das skandalöse Vorgehen der Behörden dokumentieren.
Der Kölner Filmemacher Andreas Maus rekonstruiert nicht nur die Geschichte des Anschlags und seiner blinden „Nicht-Aufklärung“, sondern gibt jenen eine Stimme, die lange niemand hören wollte – den Opfern. In seinem Film dokumentiert er die Polizeiverhöre, die mit Schauspielern szenisch nachgestellt werden. Sukzessive wird freigelegt, dass für die ermittelnden Behörden vor allem die Überführung der Opfer als Täter im Mittelpunkt stand und ein ausländerfeindliches Motiv nicht ernsthaft in Betracht gezogen wurde.
Auf eindrückliche Weise zeigt »Der Kuaför aus der Keupstraße« wie tiefgreifend der Bombenanschlag, aber vor allem auch die Verdächtigungen danach, das Leben im Kölner Stadtteil Mülheim erschüttert haben.
»Der Kuaför ... « war der erste Kinodokumentarfilm zu den NSU-Verbrechen, der die Frage einer strukturellen Fremdenfeindlichkeit in Deutschland aus der Perspektive der Betroffenen beleuchtet.
Mehr Infos zu Birlikte sowie das komplette Programm gibt es hier: www.stadt-koeln.de