Denkt man an typische Drehbuchautor*innen, kommt einem vielleicht das Bild von besessenen Künstler*innen in den Sinn, die an ihren Schreibtischen einsam vor sich hin werkeln. Auch wenn an diesem Bild etwas dran ist, so erfasst es doch bei Weitem nicht das ganze Aufgabenspektrum von Drehbuchautor*innen. Denn das Entwickeln eines Drehbuchs ist von Anfang an eine sehr team-orientierte Arbeit.
Oft werden Autor*innen für ihre Geschichten z.B. von einem Sender oder einer Produktionsfirma beauftragt. Dabei können Genre oder Themen ebenso vorgegeben sein wie der Sendeplatz oder die Zielgruppe, an die sich der Film richtet. Aber auch die Drehbuchförderungen des Bundes und der Länder sind wichtig für die Finanzierung von Filmprojekten. Genau an die wenden sich dann Drehbuchautor*innen mit ihren Texten und versuchen sie von ihren Filmideen zu überzeugen.
Insbesondere bei Serienprojekten schreiben Autor*innen oft im Team. Erfahrene Headwriter oder Showrunner gestalten das große Profil der Serie und geben ihr einen ganz eigenen Charakter. Storyliner entwerfen die Handlungsstränge für Episoden und ganze Staffeln. Drehbuchautor*innen setzten die groben Vorgaben künstlerisch um. Und vielleicht arbeiten sogar noch spezielle Dialogautor*innen an packenden Dialogen und fein gedrechselten Wortgefechten der Figuren.
Im gesamten Arbeitsprozess, in dem ein Drehbuch entsteht, gibt es immer wieder Leute, die ihre Erwartungen an die Geschichte formulieren und als Gesprächspartner*innen die Arbeit kritisch begleiten: Redakteur*innen von Sendern, Produzent*innen, die für den Gesamtprozess der Filmentstehung verantwortlich sind, und auch Regisseur*innen, die im Zusammenwirken mit allen anderen Filmgewerken ein Drehbuch von seiner spröden Schriftform in ein lebendiges, audio-visuelles Erlebnis verwandeln wollen.
All die Etappen, die zwischen der einfachen Grundidee und den verbindlichen Drehfassungen liegen, schlagen sich in unterschiedlichen literarischen Formen nieder. Es gibt verschieden ausgefeilte Entwürfe, die unterschiedlich präzise die szenisch-dramaturgische Ordnung des Films abbilden. Erst am Ende eines längeren Entwicklungsprozesses steht dann die erzählerisch-dramatische Kunstform des eigentlichen Drehbuchs mit seinen Szenenfolgen und Dialogen. Oder besser: gleich verschiedene Versionen eines solchen Drehbuchs, die man wieder und wieder überarbeitet hat.
Aber egal, wie aufwändig die Entwicklung eines Filmes im Einzelnen ist, und egal, wie viele Leute auf die Gestaltung des Gesamtwerkes Einfluss nehmen – den entscheidenden Anfangsschritt bildet immer das Drehbuch, in dem versucht wird, eine bedeutsame und aufregende Geschichte zu schaffen.
Damit dies gelingt, müssen Drehbuchautor*innen neben der Lust am Schreiben Neugier und eine ausgeprägte Beobachtungsgabe für menschliche Schicksale mitbringen. Und das Talent, Themen und Erzählungen in packende Situationen und Bilder zu verwandeln, die Filmzuschauer noch lange mit sich herumtragen.