event / Screening

Raging Bull
© Alamy / United Int. Pictures

»ifs-Begegnung« Edimotion

mit »Raging Bull« und Editor Simon Gstöttmayr

Informationen

Auf der Leinwand:   

»Raging Bull«
(Spielfilm, USA 1980, 124 Min.; Regie: Martin Scorsese, Produktion: Chartoff-Winkler Productions, Inc, Kamera: Michael Chapman, Schnitt: Thelma Schoonmaker)

Anschließend Filmgespräch mit Editor Simon Gstöttmayr, moderiert von Dietmar Kraus (Kurator beim Filmfestival Edimotion)

Bei der »ifs-Begegnung Edimotion« fragen wir Editor*innen nach ihren persönlichen Lieblingsfilmen, deren herausragende Montage sie gerne vorstellen möchten.

»Raging Bull« hieß schon die Autobiografie des Boxers Jake LaMotta, und unter diesem Titel inszenierte Martin Scorsese einen Boxerfilm, der dieses
Subgenre gleichzeitig revolutionierte und transzendierte: Die Lebensgeschichte eines zwiespältigen Menschen, dessen Gewalt-Impulse nicht auf den
Ring beschränkt blieben, erweitert Scorsese zusätzlich zum Porträt des italienischen Einwanderer-Viertels von New York.
Das intensive cineastische Schnellfeuer seiner scharfkantigen Schwarz-Weiß-Bilder changiert zwischen Realismus, Verfremdung und Überhöhung.

»Wie ein wilder Stier« (deutscher Titel) ist zudem ein Oscar-prämiertes Montage-Kunstwerk, und ein Meilenstein der außergewöhnlich langlebigen Zusammenarbeit von Martin Scorsese mit Thelma Schoonmaker, die seit 1967 fast alle seine Werke montiert hat. Der Film wurde zur Inspirationsquelle für die Karriere vieler Editor*innen, so auch die von unserem Gast Simon Gstöttmayr, der dazu sagt:

„Manchmal kann das Filmemachen so archaisch sein wie ein Boxkampf: Verrückt und gesundheitsgefährdend. Dass sich Robert de Niro für die Rolle des älteren Jake la Motta 35 Kilo anfutterte, ist nur ein Beispiel dafür. Die Hingabe, mit der Scorsese, sein DoP Michael Chapman und seine Editorin Thelma Schoonmaker diese Geschichte meisterhaft in Szene setzen, und dafür auch mit Sehgewohnheiten und Regeln brechen, motiviert mich bis heute ebenfalls auf bestimmte Regeln zu pfeifen, wie z.B. auf Continuity-Schnitt, wenn es der Geschichte und der Wirkung hilft.”

Simon Gstöttmayr wurde in München geboren, und fand noch ganz „klassisch” über Praktika und Schnittassistenzen den Weg in den Beruf als Filmeditor. Inzwischen hat er eine Reihe erfolgreicher Kinofilme montiert, u. a. Karoline Herfurths Regiedebüt, »SMS für Dich« (2016), sowie Caroline Links Verfilmung von Hape Kerkelings »Der Junge muss an die frische Luft«. Auch mit Klaus Lemke, Markus Goller, Marc Rothemund und Aron Lehmann hat er teils mehrere Kinospielfilme realisiert. Außerdem kamen in den letzten Jahren Serien und Mehrteiler wie »Dark« (2019) und »Safe« (2022) hinzu.