Ali Tosun, ein aus Frankfurt stammender obdachloser Mann, lebt in Deutschland unter prekären Bedingungen. Im Film sehen wir ihn mehrfach, aber stets nur flüchtig – sein Gesicht bleibt verborgen. Erst in der letzten Szene sitzt er in einem Auto und scheint den Moment zu genießen.
Der Film beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Menschen – insbesondere von jenen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Er zeigt einen Obdachlosen in alltäglichen, scheinbar vertrauten Situationen, ohne diese zu kommentieren oder zu erklären. Die Bilder wirken beiläufig, fast anonym. Genau das spiegelt wider, wie wir obdachlose Menschen im Alltag häufig sehen: nicht als Individuen, sondern als Teil eines bekannten Stadtbilds.
Dass wir Ali nie ganz erkennen, ist ein zentrales filmisches Mittel. Es verweist auf unsere eigene Wahrnehmung – oder besser: auf das, was wir nicht wahrnehmen. Der Film spielt mit dieser Distanz. Er will uns zeigen, wie stark unsere Sichtweise von gewohnten Bildern und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt ist. Erst als Ali am Ende im Auto sitzt, wird diese visuelle Erzählweise gebrochen. Die Szene irritiert. Plötzlich passt das Bild nicht mehr zu dem, was wir zuvor gesehen haben – und vielleicht beginnen wir erst jetzt, Fragen zu stellen. Warum sitzt ein Obdachloser in einem Auto? Was bedeutet diese Wendung?
Der Film konfrontiert uns mit unseren eigenen Denkmustern. Solange Ali sich im Rahmen des Erwartbaren bewegt, nehmen wir ihn hin, ohne viel zu hinterfragen. Doch sobald er sich außerhalb dieses Rahmens bewegt, beginnt unser Denken zu stolpern.
Und vielleicht erkennen wir: Es ist einfach ein Mann in einem Auto. Aber was wir darin sehen, sagt mehr über uns aus als über ihn.