Symptom Mensch

Symptom Mensch

Eine Psychotherapeutin widersetzt sich den Regeln ihrer Welt und therapiert einen traumatisierten Roboter. 

Die Stadt Bad Siemens ist ein Paradies für Roboter, die dort Seite an Seite mit den Menschen leben dürfen und dieselben Rechte wie ihre Erschaffer genießen. Doch der Schein trügt: Unter der heilen Oberfläche ist die Stadt ein Sklavenstaat, der die Maschinen nur in dem Glauben wiegt, frei zu sein.
Misty Dellinger (24) ist eine Pseudo-Psychotherapeutin für Roboter, deren Aufgabe darin besteht, defekte Maschinen zu melden, damit diese verschrottet und ersetzt werden. Sie hat dabei kein schlechtes Gewissen: Roboter haben nicht zu fühlen, sondern zu funktionieren. Die kommen zu ihr und klagen: „Ich hab zu viel Druck!“ Zu viel Druck? Dann lass doch Dampf ab! Wortwörtlich. Nutze deine Ventile!
Als ihr Vater Nemo (46) gegen ein strenges Gesetz verstößt und einen defekten Roboter bei sich versteckt, ist Misty zwischen Pflicht und Familie hin und her gerissen. Um ihren Vater zu retten, beschließt sie, den Roboter Cortex zu reparieren. Sie erkennt schnell, wenn auch widerwillig, dass Cortex keinen technischen Defekt hat. Seine Nerven aus Stahl sind nicht gerissen. Was ihn plagt, ist ein Trauma, eine verdrängte  düstere Erinnerung. Zum ersten Mal führt Misty ihren Beruf wirklich aus und therapiert eine Maschine. Gemeinsam graben sie in Cortex’ Erinnerungen und suchen nach dem Auslöser seines Defekts. Er zittert, sie nimmt seine Hand. Und da passiert es: Ein Funke springt zu ihr über. Nicht nur elektrisch. Innerlich. Endlich entschlüsselt Misty die verdrängte Erinnerung: und sieht sich selbst. Cortex hat zugelassen, dass seiner Roboter-Jugendliebe eine menschliche Hülle gegeben wurde. Sie wurde zu Misty. Misty ist somit das, was sie am meisten verabscheut: Sie ist eine Maschine. Sie ist ein Experiment ihres „Vaters“, dem eigentlichen Drahtzieher hinter der Tyrannei der Stadt. Sein Ziel: den perfekten Sklaven zu erschaffen. In der Nacht liegt sie wach und spürt die Maschinerie in sich. Das gleichmäßige Ticken. Das Quietschen der Kolben. Das Surren ihres Energiekerns. Kann sie so weiterleben?  Sie steht ihrem „Vater“ gegenüber, zwischen ihnen schwebt ein Schwall heißer Wasserdampf. Will sie ihn erreichen, muss sie den letzten Teil ihrer Menschlichkeit aufgeben: ihre Hülle. Eine glühende Misty steigt aus dem Rauch, Misty als Maschine. Sie streckt ihre Arme nach ihm aus. Der Schöpfer verbrennt in der Umarmung seiner eigenen Kreation.

Pitch

© ifs